Was sagen Denker unserer Zeit zu Jakob Böhme?

 

Inhalt der Seite
         „Martin Buber, Sanchez de Murillo und andere zu Jacob Böhme 

          1. Martin Buber: "Ueber Jakob Boehme", Wiener Rundschau V, 12(15.Juni, 1901)
            2. José Sanchez de Murillo:
 Jakob Böhme – der deutsche Vorsokratiker
 

            3. José Sanchez de Murillo: Anmerkungen zu Böhmes  
               „Sieben Gestalten der ewigen Natur“

 

 

 

Artikel 1:
Martin Buber: 

                      Jakob Boehme

„Das Leben – ein Liebesspiel                                                  und ein kreativer Kampf"

 

Inhalt dieser Zusammenfassung:
               Vorspann

               1. Unser Leben – ein Liebes-Spiel und ein kreativer Kampf
              2. Wer ist Gott?   /                                       
              3. Wie schuf Gott den Menschen?
              4. Das ICH und die Welt               
             5. Anmerkungen und Nachtrag

 

Quelle der folgenden Gedanken: 
Martin Buber, "Ueber Jakob Boehme", Wiener Rundschau V, 12(15.Juni, 1901), ein 5 Seiten-Text.
Dieser  Text liegt uns bisher nur auf Englisch vor auf https://pegasus.cc.ucf.edu/~janzb/boehme/wienrund.htm 
Die in diesem Aufsatz dargestellten Thesen reflektieren wahrscheinlich die wichtigsten Erkenntnisse zu Böhme, die Martin Buber in seiner Docktorarbeit (Wien 1904)  herausarbeitete. Titel dieser Arbeit – in etwa:
Zur Geschichte des Individuationsproblems / Nicolaus von Cusa und Jacob Boehme.

 

Der folgende Text wurde 2017 von pro-boehme-goerlitz für Görlitzer Böhme-Freunde erstellt,
als Zusammenfassung der Kernaussagen dieses Martin-Buber-Aufsatzes 

 

Vorspann
Böhmes Hauptanliegen – und der Fixpunkt all seines Nachdenkens – ist, lt. Martin Buber, die Frage:
        
„Welche Beziehung habe ich als Einzelner zur Welt?“
Martin Buber findet in Böhmes Texten auf diese Frage die Antwort:
 Unsere Beziehung zur Welt gestalten wir durch ein

1. Leben als Liebes-Spiel und kreativen Kampf.
Doch unsere Rolle im alltäglichen Spiel und Kampf setzt Verständnis voraus zu:
2. Wer ist Gott?  und
3. Wie schuf Gott den Menschen?

Über seine Darstellungen zu diesen drei Punkten kommt Martin Buber dann zu Böhmes großem Bild:
4. Das ICH und die Welt.
Böhme beschreibt dort, dass wir – für eine kurze Zeit – und als spezielles Individuum ein Teil der Welt sind. In dieser Rolle haben wir aber nicht nur diese Welt in uns, sondern wir formen und erzeugen dabei nicht nur Gott, sondern auch uns selbst und unsere Mitmenschen.  Im Einzelnen:

 

1. Unser Leben – ein Liebes-Spiel und ein kreativer Kampf

 a. Gott gab jedem Teil der Natur eigene (kreative) Kraft. Diese Kräfte spielen mit einander. Dieses Spiel ist gleichzeitig ein Liebesspiel und (kreativer) Kampf.
Durch diese Spiele und diesen Kampf (Reibung?) erkennen wir – und alles Übrige in der Natur-  nicht nur uns selbst, sondern auch unseren Gegenüber, mit dem wir in (kreative) Kämpfe und in „Liebes-Spiele“ verwickelt sind.
Geben wir uns dem (kreativen) Kampf hin, so erleben wir in dem Anderen und in uns das Individuum / das Ego.
Sind wir aber Teil eines (Liebes-) Spiels, so gelangen wir zu Gott und vereinen uns miteinander – und mit Gott.
„Kreative Kämpfe“ und „Liebes-Spiele“ sind – nach Böhme - Ursprung, Gegenwart und Zweck der Welt.
Damit wir hier spielen und kämpfen können, schuf Gott - mit uns und für uns - die Welt.

b. Für Jacob Böhme ist die Welt, wie auch wir selbst, ständig im Werden. Die Kraft hierfür beziehen wir aus dem ewigen Spiel, an dem wir beteiligt sind, solange wir leben (lt. Böhme kämpfen oder spielen wir mit einander– oder wir schlafen).

c. Die Ursache für die allgegenwärtigen Liebes-Spiele und den allgegenwärtigen Kampf sieht Jacob Böhme in der Sehnsucht der Einzelnen Wesen nacheinander**1. Aus dieser Sehnsucht entwickeln alle Teile der Natur einen individuellen Willen, also auch eine individuelle Richtung, so dass in der Natur jedes Wesen gegen die Anderen steht, mit der Wirkung, dass jedes Wesen sich zu einer eigenen originalen Personalität entwickelt, für die jedes andere Element die Rolle eines Feindes hat.

 

ABER: diese Art der Feindschaft führt auf allen Seiten zu Selbsterkenntnis, zu Selbstentfaltung, zu Siegen, zu einem  „Über-Sich-Selbst-Hinaus-Wachsen“ **2- und zu der Erkenntnis, dass wir untereinander wie auch mit Bäumen und Tieren Brüder und Schwestern sind.
Aus dem anfänglichen Gegensatz „Liebe - Feindschaft“ entsteht so eine neue Einheit.

2. Wer ist Gott?

  Böhmes Bild von Gott, lt. Martin Buber: 
- Gott entsteht erst durch die Schöpfung der Welt. Die Welt ist deshalb kein SEIN, sondern ein WERDEN (aus „
Erkenne dich Selbst 11, 16ff“).
- Gott ist eine KRAFT-Einheit. die aber von den Kräften der Natur nicht zu unterscheiden ist – und:
- Gott ist die Einheit aller Kräfte.

- In seinem SEIN ist Gott kein Wesen, sondern pure KRAFT, bzw. ein Grundverständnis für das SEIN als ein „ungrundlicher“ ewiger Wille (Buber Habilit.,  p. 34, MM 5**).
- Durch unser Sehnen nacheinander – und nach Gott schaffen wir einen neuen Gott, als eine neue Form der Einheit aller Kräfte.

 

Böhme zeigt uns (auch) Gott als Einheit, als Ganzes, wenn er schreibt:
      Gott ist nicht teilbar.
      Gott ist immer ganz, vor allem, wenn er sich uns zeigt.

3. Wie schuf Gott den Menschen?

  Wie entstand der Mensch aus – und durch GOTT“?
Der Mensch – so sagt Böhme – entstand durch das Spiel, das die Kraft in Gott verkörpert. Der Mensch ist Produkt der verschiedenen Urkräfte in Gott, wie auch der dort ablaufenden Liebes-Spiele und Kämpfe.
 Gott bringt den Menschen und die übrige Natur also durch sein inneres SEHNEN  und WERDEN hervor.

 

4. Das ICH und die Welt

 

Böhmes Hauptanliegen – und der Fixpunkt all seiner Gedanken - ist lt. Martin Buber die Frage nach der Art der Beziehung des Einzelnen zur Welt. Zum Leben des Individuums in der Welt lehrt Jacob Böhme – lt. Buber:
- Kampf und Liebe sind für
Jacob Böhme Brücken zwischen dem Individuum und der Welt.

- Kampf und Liebe vereinen uns untereinander – und mit Gott. Durch sie verursachen wir uns untereinander – und den Gott. Ohne den Anderen und ohne Gott wären wir Nichts-
Aber: lt. Böhme gilt:
-  Der Mensch ist nicht nur in der Welt. Er ist DIE WELT. 
-  Der Mensch – wie jedes Teil der Schöpfung - trägt alle Merkmale der unendlich vielen Teile der Schöpfung in sich
**3. (Jacob Böhme: "Wenn ich einen Stein oder einen Erdenklumpen aufhebe und ansehe, so sehe ich das Obere und das Untere, ja die ganze Welt darinnen." (Buber Habilit.,  p. 40, MM 2:6)  

 

Außerdem lehrt Böhme:
- Ich, der Mensch, kann die Welt nicht nehmen, nicht beherrschen, aber – wir können sie schaffen, uns an ihrer Schaffung beteiligen. Diese Welt ist für unsere formenden Hände täglich etwas Überraschendes und Neues.
- Unser Leben, das ist ein großes Feuer, das Energie verbraucht. Und wenn unser Verbrauch von Energie nachlässt, dann erlischt dies Leben.

 

5. Anmerkungen und Nachtrag

 

**1 "Every Being longs for the other, the higher for the lower and the lower for the higher, for they are differentiated from each other, and in such Hunger they receive each other in desire." [Indiv., p. 43, Clavis 110]

**2 Alternative zu diesen FEINDSCHAFTSVERHÄLTNISSEN  wäre ein gleicher Wille bei allen. Friedhofsstille auf der ganzen Welt wäre die Folge.

**3 was wir Individualität nennen, ist dann eine spezifische Ausprägung einer Qualität (im Vergleich zu den Anderen)

 

 

Nachtrag von Dr. T. Isermann:  
Die Dissertation von Martin Buber (von 1905) finden sie in „Martin Buber: Über Jakob Böhme. Mythos und Mystik. Frühe religionswiss. Schriften“. Hg. von David Groiser. Gütersloh 2013. Der Text ist aber ziemlich teuer. Zum Glück steht er in Görlitz in der Oberlausitzischen Bibliothek der Wissenschaften.

 

 

 

 

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Artikel 2:

 José Sanchez de Murillo
Stichworte zu dem Text:

Jakob Böhme - Der deutsche Vorsokratiker

                                   Zur Gegenwart und Zukunft der Philosophie

In: Erkenntnis und Wissenschaft – Jakob Böhme (1575–1624),
Internationales Jacob-Böhme-Symposium Görlitz 2000 
abgedruckt in: Neues Lausizisches Magazin, Beiheft 2, Görlitz-Zittau 2001, Seite 128-153.

 

INHALT:
1. Böhme – ein Vorsokratiker ?
2. Böhmes Aussagen zum menschlichen Leben (lt. Sanchez de Murillo)
3. Was sah JB (lt. Sanchez de Murillo)?
4. Böhmes Beschreibung des Menschen
5. Weitere interessante Aussagen zu JB
6. Anmerkung zu SdM (Tiefenphänomenologie):

a) Böhme – ein Vorsokratiker ?

Böhmes Ober-Thema, wenn er sich z.B. als Philosoph mit den „sieben Gestalten der ewigen Natur“ auseinander setzt, ist (Sanchez de Murillo, Seite 134 ff  ):
                                
Die Geburt Gottes,
also ein Thema, dem die Bibel wie auch die griechischen Philosophen wenig Raum einräumen.
Wegen dieses Themas und wegen der Innensicht, aus der heraus JB sich zu dieser Geburt Gottes äußert, nennt Sanchez de Murillo Böhme nicht nur  einen
                    Vorsokratiker, sondern auch einen Genetischen Denker.

 

Sanchez de Murillo nennt Böhmes Haupt-Thema (die Geburt Gottes) einen un-zeitlichen-Prozess, der als Tiefenphänomen unserer Lebensthemen „Sein und Werden“, „Leben und Tod“ hervor- und zusammen bringt. 

b) . Böhmes Aussagen zum menschlichen Leben

                                          (lt. Sanchez de Murillo)

JB: Das erste Ziel des Lebens ist das Leben selbst.

·        Der Ungrund
SEIN und Werden- zwei Aspekte unseres Lebens - JB behandelt sie als vorzeitliche Urphänomene, aus der sich die ewige Realität immer neu gebiert.
Diesen Urprozess nennt JB den
UNGRUND, der schon ist, bevor in unserer Welt das Erste sich regte.
JB beschreibt den Ungrund als Rahmen für ein ewiges, unveränderliches Lebensspiel.
Die wichtigsten Ursubstanzen in diesem Ungrund, JB nennt sie die sieben Naturgestalten. Sie bilden für unsere Realität ein Ur-Gerüst der Gegensätze, aus denen sich das SEIN, unser Sein und auch das SEIN Gottes entwickelt.
Der Ungrund bringt das Sein zu sich
 Sanchez de Murillo (SdM) nennt dies ein Tiefenphänomen.

 

JB bezeichnet den Ungrund mit den sieben Naturgestalten als die Ursubstanz,
die alles Leben formt und prägt (gestern, heute und morgen).

 

·        Nach Böhme ist das Leben ein Liebes-Spiel (denn der Sinn des menschlichen Daseins ist die uneingeschränkte Liebe), jedoch:
Einige Wesen gehen bei diesem Spiel im Laufe der Millionen Jahre unter, andere erweisen sich als lebensfähig und bleiben.
            Beim täglichen Spiel und täglichen Kampf des Menschen
            ist das Ende bisher noch offen
.
Aber: alles was der Menschen für sein Spiel als Erforderlich ansieht, stellt die Welt für den sehenden Menschen bereit.SdM, S.133.

·        Als Ziel der Menschheitsgeschichte unterstellt JB – lt. Sanchez de Murillo:
Der Mensch entwickelt sich zu einem Wesen, das mit allen anderen Wesen kommunizieren und mitfühlen kann.

·        Das Leben des Menschen beruht auf dem Prinzip des Lichts, dass auf die Finsternis angewiesen ist.
Das Licht ist lebensöffnend, bejahend, gibt ihm Sehnsucht nach Reinheit. Das Licht will alle Geschöpfe im Leben, will sie erfüllt.
Die Finsternis, sie ist lebensverengend, strebt nach Auflösung.

·        Im menschlichen Leben kommt das Urgeschehen insoweit immer wieder zum Vorschein, als sich der Kampf zwischen dem bejahenden und dem verneinenden Prinzip täglich wiederholt (Grundkampf des Schöpfungsgeschehens) SdM, S.138.

 

 

Das JA ist dabei die pure Kraft, ist die Wahrheit Gottes oder auch Gott selber, weil es das NEIN gibt.
Das Nein ist „Gegenwurf zum JA oder der Wahrheit, damit die Wahrheit offenbar wird. Und trotzdem: lt. JB sind Ja und Nein ein einzig Ding
SdM, S.135

 

c) Was sah JB (lt. Sanchez de Murillo)?

JB sah bei seinen Momenten der Erleuchtung, die Sanchez de Murillo als Innenschau bezeichnet:

·       Alles ist es selbst und das Gegenteil in einem SdM, S.130.

·       JB erkannte die „Signatura der Dinge“, d.h.:
deren äußere Gestalt offenbarte ihm deren inneren SINN
SdM, S.131. Ein Urwissen, das der Mensch als Geschichte des Kosmos in sich trägt, öffnete ihm die Tür zu diesem neuen Sehen.

 

·       JB sah und verstand plötzlich den Urprozess des Seins und des Werdens. Gleichzeitig erkannte er, dass in allen Dingen ein Ja und Nein besteht.

Bei seinem Blick in sein Inneres erkannte JB auch: Alles will sich hingeben und angenommen werden, will geben und nehmen. Missling dieser Liebesversuch aber, so entsteht Hass. 

d). Weitere interessante Aussagen zu JB 

·        Böhme, ein eher kränkelnder Mann, wurde- mittels der Erleuchtungen vom Höchsten ungebeten in den Dienst genommen.

 

·       Der Zeitgeist, der JBs Welt prägte, war die „totale Unsicherheit“: Die Erkenntnisse von Kopernikus und Galilei führten zum Zusammenbruch aller früheren Wahrheiten und der alten Ordnung. Der Zusammenbruch war aus JBs Sicht total. Nichts war mehr sicher. 
Grenzenloses FRAGEN und vollkommen neue, radikale Werte wurden plötzlich möglich und nötig.

e). Anmerkung zu Sanchez de Murillo (Tiefenphänomenologie): 

José Sanchez de Murillo entdeckt bei JB eine Denk- und Arbeitsweise, die aus seiner Sicht anders ist als die übliche Philosophie. Er stuft JB als Vertreter einer anderen Wissenschaft ein, die er Tiefenphänomenologie nennt. Das ist eine Urphilosophie, die das menschliche Denken zu seinen Ursprüngen, zum Sinn des Lebens zurückführt.


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Artikel 3 

José Sanchez de Murillo

 

Stichworte zu:

Anmerkungen zu Böhmes                                      „Sieben Gestalten der ewigen Natur“

                 Von José Sanchez de Murillo, in dem Artikel:
             "
Jakob Böhme – der deutsche Vorsokratiker"

Quelle: Sanchez de Murillo (abgekürzt im Folgenden als SdM) :
Jakob Böhme – Der deutsche Vorsokratiker. Zur Gegenwart und Zukunft der Philosophie.
In: Erkenntnis und Wissenschaft – Jakob Böhme (1575–1624
), Internationales Jacob-Böhme-Symposium Görlitz 2000 (= Neues Lausizisches Magazin, Beiheft 2). Görlitz-Zittau 2001, 128-153).

 

 

Vorbemerkung:
1. JB behandelt die „Sieben Gestalten der ewigen Natur“ (und den Ungrund, in dem sie wirken) in den Kapiteln 10, 11, 21, 22 und 23 seines Erstlingswerkes „Morgenröte im Aufgang“.
Wir halten die einzelnen, von JB beschriebenen Naturgestalten für personifizierte Eigenschaften des Gottes, dessen Geburt Böhme in obigen Kapiteln beschreibt.
Viele der Gedanken zu diesen
Gestalten stammen aber lt. Hans Zimmermann, Görlitz (Internetseite http://12koerbe.de/aurora) sicherlich aus Joh 16,20, u.U. aber auch von Paracelsus und den „Alchemisten“.
Wir
beschreiben diese Naturgestalten auch unter „ Böhmes Schöpfungsgeschichte“.

2.  Der Ungrund
SEIN und WERDEN- zwei Aspekte unseres Lebens - JB behandelt sie als vorzeitliche Urphänomene, aus der sich die ewige Realität immer neu gebiert.
Diesen Urprozess nennt JB den UNGRUND, der schon ist, bevor in unserer Welt das Erste sich regte.
JB beschreibt den Ungrund als Rahmen für ein ewiges, unveränderliches Lebensspiel.
Die wichtigsten Ursubstanzen in diesem Ungrund, JB nennt sie die sieben Naturgestalten. Sie bilden für unsere Realität ein Ur-Gerüst der Gegensätze, aus denen sich das SEIN, unser Sein und auch das SEIN Gottes entwickelt.
Der Ungrund bringt das Sein zu sich  Sanchez de Murillo (SdM) nennt dies ein Tiefenphänomen.

 

JB bezeichnet den Ungrund mit den sieben Naturgestalten als die Ursubstanz,
die alles Leben formt und prägt (gestern, heute und morgen).

 

 

 

Die erste Gestalt:  Sie verkörpert (lt. SdM) Begierde, Erde (aber auch: Herbe, Einfassen)

Anmerkungen von Sanchez de Murillo / S.139:

·       Am Anfang ist die Lust. Bleibt sie unerfüllt schlägt sie in Zorn um.
Die Kraft wird aus dem Zorn geboren.

·       Das Urwort ist der Urschrei: ich will
Das  „ICH WILL“  lässt uns unsere Eigenständigkeit erfahren.
Aus dem Wollen wird das Begehren, die Wurzel von allem Leben.

·       Diese Begierde wirkt in jedem Punkt des Alls. Dabei ist das ICH der Geber und der Empfänger

·       Die Finsternis ist von Beginn an da, damit das Licht leuchtet und strahlt.

Die zweite Gestalt: Der Stachel (die Empfindlichkeit), das Fühlen und Empfinden
 (aber auch: Ziehen, das Wasser )
SdM siedelt hier das Entstehen der Pflanzen an/S. 141

·        Mit dem Wasser entsteht die Bewegung, ebenso das Reine und das Unreine.
Das ICH erlebt sich hier als Gegensatz zum NICHT_ICH, doch:
die Bewegung setzt die beiden in Beziehung.

·        Beweglichkeit und Expansion haben hier ihren Ursprung, ebenso das ENTSTEHEN und das VERGEHEN (beides enthalten in den Pflanzen).
Expansion und Beschränkung stehen sich hier gegenüber – und erzeugen Unruhe.

·        Freiheit und Gesetz werden erkennbar (Das Gesetz ist da, damit Freiheit möglich wird!)

Die dritte Gestalt:  Die Angst

·        Diese Naturgestalt ermöglicht lt. JB/ Sanchez de Murillo das Entstehen der Tierwelt
– und stellt jedem beweglichen Wesen der Schöpfung einen eigenen, zugänglichen Umkreis zur Verfügung (eine Umgebung, eine Umwelt).

·        Jedes Tier hat sein Revier – und damit seine Besonderheit. Das Tier muss SUCHEN. Dann hofft es (ängstlich) auf das Finden, und erlebt dabei Angst, Ungewissheit und Gefahr. 

·        Ab jetzt wird nicht nur empfunden, sondern auch gefühlt. Die Individualität kündigt sich an.
Das Leben verspürt sich erstmals als Freiheit – und erschrickt.

Die vierte Gestalt: Das Feuer

·        Das Feuer trennt Licht und Dunkelheit.

·        Die Freiheit wird im Naturgeschehen sichtbar, und – jeder ist selbst sein HIMMEL
(wenn du dich richtig siehst).

·        Der SINN (des Seins, des Tuns)  – ab jetzt wird er sichtbar. Er ist nicht vorgegeben, er geschieht in uns.

·        Wir werden zum Tempel Gottes. Das Leben erschrickt vor dem Wert seines Daseins.

·        Mensch sein bedeutet jetzt, den Sinn allen Seins zu offenbaren und in Schönheit zu gestalten.

Die fünfte Gestalt: Licht, Liebe

JB: Die Einheit Gottes wird als großes Liebesfeuer sichtbar, als Ursache und Sinn des Lichts,
                als der Liebe Kraft, als Bewegung, Wollen, Begierde.
               Wäre dies nicht, dann wäre Gott eine ewige, unempfindliche Stille.


Gottes großes Liebesfeuer ist die Essenz seines puren Zorns - und des göttlichen Willens, wie auch die Kraft des gehauchten JAs .
SDM: Das NEIN ist da, um dem JA Substanz zu geben.
Das Feuer gebar das Ja und das Nein (s.u.)
Das Leben hauchte dem Feuer Luft zu, so dass das Leben ganz leicht mit Luft und  Wasser tanzte, draußen auf dem Weltplatz, in einem ewigen Hin und Her zwischen Abkühlung und Erhitzung.
So wurde das Leben ein Liebesspiel, aus dem durch einen zarten Hauch das WORT entstand.

Die sechste Gestalt: Schall, Hall, Wort
Die Welt hat sich in ihrem WERDE-Prozess gewandelt:
- das Eine und das Viele freut sich übereinander.
- Die Freude über die Liebe wurde Wort – und –Einklang. Der Sinn wird gesungen. Die Welt ist eine Symphonie.
Götter und Menschen sind eins. Leben und Tod sind eins

- Die Angst hat sich in Freude der Lebensfülle verwandelt.
SdM: Die ersten 5 Gestalten entdeckten inzwischen ihre gemeinsamen Wurzeln, die Liebe – und freuten sich darüber. Daraus entstand das Wort und der Ein-Klang des zarten Liebesspiels.

SdM nennt die sechste Gestalt auch “Ton der Stimme“, wozu Sprache und Hören gehören, dabei offenbart das äußere Wort den inneren Sinn.
Soweit die Beziehung zwischen Menschen gemeint ist, wird jetzt Kommunikation möglich, doch:
- JB denkt bei WORT wohl vor allem an die Worte Gottes und die „Natursprache“, also die Sprache aller Wesen, die vielleicht schon von einigen Menschen verstanden wird.

 

Die siebente Gestalt: Gestalt, Wesen, Gehäuse
JB: Diese Gestalt ist das Gehäuse für die übrigen Naturgestalten – und verkörpert die offenbarte Weisheit Gottes -  und das große Mysterium.
SdM: Gott war jetzt Heimat aller Wesen, denn dort waren alle trennenden Wesensunterschiede aufgehoben, doch die Mannigfaltigkeit blieb anwesend. Der Mensch hatte gelernt in sich zu sein – und so wurde ihm das GUTE zur Heimat, zusammen mit Himmel und Erde.
SdM: Die siebente Gestalt bringt die im Ungrund (von den Naturgestalten erzeugten) unsichtbaren Wesen auf den Weg in die sichtbare Welt.